Juni 2016

Als das Weltunternehmen Bosch händeringend nach Testkammern suchte, bewährte sich das damals kleine Unternehmen CTS.

Hechingen: Was stellt die Hechinger Firma Clima Temperatur Systeme, CTS her? Sie konstruiert und fertigt „Kammern“ – Schränke, könnte man umgangssprachlich auch sagen – in denen man Umweltbedingungen simulieren und Produkte, die hineingegeben werden, testen kann.

Umweltbedingungen, das heißt: Wärme, extreme Hitze, Kälte, arktischen Frost, grellstes Sonnenlicht (UV-Strahlung), Feuchtigkeit oder Regen. Je nachdem, auf welche Gegebenheiten hin der Auftraggeber sein Produkt testen möchte. Die „Produkte“ – das kann alles sein, vom Drei-Wetter- Taft bis zur Solarpaneele. Doch kommen die meisten Aufträge vor allem aus der Autoindustrie, sagt Geschäftsführer Philipp Jehs, etwa wenn ein Autoproduzent herausfinden möchte, ob ein neuer Air-Bag bei klirrender Kälte genauso verlässlich auslöst wie unter der Tropensonne. Oder wie eine Batterie reagiert, wenn urplötzlich die Temperaturen unter 40 Grad fallen. Durch ständige Wiederholungen der Tests im Schnelldurchlauf lassen sich so auch Altersprozesse simulieren. Wie sieht eine Autokonsole nach sieben Jahren aus, wenn sie rund 3000 Mal von der Sonne beschienen wurde?

Weil jedes Produkt anders ist, andere Belastungen aushalten muss – oder soll –weil es natürlich auch unterschiedlich groß ist, ist jede Anfertigung eine neue und individuelle, speziell für das jeweilige Unternehmen konstruiert. Freilich, sagt Geschäftsführerin Nathalie Maute, verfüge man über einen „Standard“ und „Bausätze“, die sich kombinieren lassen, aber vieles müsse dann doch individuell und neu geschaffen werden.

Und was hat es mit dem Elch-Test auf sich? Als die erste Generation der Mercedes-A-Klasse 1997 beim sogenannten Elch-Test umfiel, rüstete das Unternehmen die Autos nach, indem es sie mit einem Elektronische Stabilitätsprogramm, ESP, ausstattete. Der Auftrag ging an Bosch, Bosch wiederum sah sich damit der Herausforderung gegenübergestellt urplötzlich, Tausende der ESP-Steuerungsgeräte vor der Auslieferung überprüfen zu müssen. Händeringend suchte man nach Firmen, die Prüfanlagen liefern konnten. Der Weltkonzern stieß dabei auf das damals noch kleine Hechinger Unternehmen. Und das zeigte, was es konnte, half in schwäbischer Manier aus der Bredouille: pünktlich, verlässlich, mit Produkten, deren Qualität erstklassig war. Das imponierte Bosch so sehr, dass sich die Unternehmensführung persönlich bedankte. Eine höhere Auszeichnung kann man kaum bekommen. Natürlich sprach sich die Geschichte schnell herum. Sie hat zum Aufstieg der Hechinger Firma beigetragen.

Die Geschäftsführer Philipp Jehs und Nathalie Maute vor einer der Prüfkammern. Darin können Umwelteinflüsse simuliert werden, um zu sehen, wie Produkte und Waren etwa auf Hitze oder Feuchtigkeit reagieren.

Kurzer Überblick

Firmengeschichte: Die CTS GmbH wurde vor 20 Jahren von Peter Jehs, Rainer Modes und Helmut Maute gegründet. Damals war das kleine Unternehmen noch Untermieter bei der Hechinger Firma Bumüller (Sternenbäck). Doch CTS vergrößerte sich zunehmend und hat, mehrmals erweitert, heute seinen eigenen Sitz in den Hechinger Lotzenäckern 21.

Volumen: Inzwischen sind 137 Mitarbeiter bei CTS beschäftigt, davon 13 Konstrukteure; rund 550 Anlagen werden pro Jahr hergestellt und international ausgeliefert; der Exportanteil beträgt etwa 35 Prozent. Im Hechinger Firmensitz wird konstruiert und montiert, hergestellt werden die einzelnen Bauteile und Module von Zulieferern – die möglichst „nah“ angesiedelt sind. Das bürgt für „schnelle Wege“, direkten Kontakt und somit in den Augen der CTS-Firmenleitung für die Qualität, die man den Kunden bieten möchte.

Produkt: Hergestellt werden bei CTS Umweltsimulationsgeräte für Forschung, Qualitätssicherung und Produktion. Das Know-How basiert auf jahrelanger Branchenerfahrung. Die innovativen und technisch hochwertigen CTS-Temperatur- und Klimaprüfschränke, produziert in der hochmodernen Fertigungsanlage werden weltweit von renommiertesten Industrieunternehmen aufgrund ihrer Zuverlässigkeit und Perfektion geschätzt.

International: Von der Erweiterung des Firmengebäudes war bereits die Rede. Das stetige Wachstum erforderte zuletzt die Erweiterung der Fertigung durch eine neue Produktionshalle mit Lager. Das gesamte CTS-Areal inklusive der Prüfstände, Labors, Technik und Verwaltung erstreckt sich mittlerweile auf eine überbaute Fläche von 10 000 Quadratmetern. Weitere Meilensteine, wie zusätzlich neue Tochtergesellschaften in Schweden, Belgien, Österreich und Tschechien, sowie Vertretungen in ganz Europa, China, Singapur, Malaysia, Südafrika, Mexiko, Korea und Russland folgten. Die erfolgreiche Akkreditierung als DKD-Messlabor absolvierte das Unternehmen im Jahr 2003. Somit verfügt CTS über ein dichtes Vertriebs- und Servicenetz im In- und Ausland, was der Firma den Vorteil eines schnellen, kundenorientierten Supports bietet. Von der hochwertigen Qualität, Sicherheit und einfachen Bedienbarkeit der Geräte profitieren deshalb Kunden weltweit.

Zweite Generation: Mit Nathalie Maute, Diplom-Wirtschaftsingenieurin (FH), und Philipp Jehs, Diplom-Ingenieur (FH), steht nun die zweite Generation am Steuer des Unternehmens. Aufgrund der Zufriedenheit der Kunden sind beide zuversichtlich, dass es mit der CTS weiter aufwärts geht. Sich auf den Erfolgen ausruhen – nein das werde man gewiss nicht.

Hier eine kleinere Prüfkammer – je nachdem, was für ein Produkt der Auftraggeber testen möchte.

Die Montagehalle der CTS in den Hechinger Lotzenäckern 21.

Von Matthias Badura von der